Für Jesper Adler ist das Leben als Biolandwirt mehr als nur ein Beruf. Er sieht die ökologische Landwirtschaft als eine Bewegung und ist stolz darauf, Teil davon zu sein.
Jesper Adler ist Inhaber des Landwirtschaftsbetriebs Gelstrupgård bei Odsherred, den er 2007 nach 20 Jahren konventioneller Bewirtschaftung auf Biolandwirtschaft umgestellt hat. Für den gestandenen Landwirt war es ein Aha-Erlebnis, zu sehen, wie die Schweine durch die Freilandhaltung plötzlich ganz anders wurden.
– Ich hatte nie zuvor eine Sau gesehen, die so spielt wie ein Hund. Das machen die Tiere aber, wenn sie genügend Platz haben. Ihre körperliche Konstitution ist beeindruckend, und sie sind dafür geschaffen, draußen zu sein, wo sie frei umherlaufen und sich bewegen können, erklärt Jesper Adler und fügt hinzu:
– Im Prinzip handelt es sich nach wie vor um Wildschweine, die wir eben in den letzten paar Jahrhunderten veredelt haben. Eine Sau hat aber nach wie vor ihre Urinstinkte und kann, wenn sie die Möglichkeit und genügend Platz hat, durchaus drei bis vier Stunden damit verbringen, 400 Kilo Gras zu einem großen Haufen zu sammeln, um daraus ein Nest zu bauen.
Mehr als nur Tierwohl
Für Jesper Adler bedeutet Biolandwirtschaft jedoch viel mehr als ein hohes Maß an Tierwohl, denn auf den Äckern um Gelstrupgård herum werden massenweise Biofeldfrüchte angebaut, die teilweise als Schweinefutter verwendet werden.
– Für mich bedeutet dies, dass ich eine mentale Verbindung zu den Erzählungen meiner Großeltern von Ackerbau und Tierhaltung herstellen kann. Ich bin überzeugt, dass die ökologische Landwirtschaft in Zukunft in Bezug auf Natur und Umwelt, Biodiversität und Nachhaltigkeit eine wichtige Rolle spielen wird, meint er.
Als Biolandwirt muss man einige Hürden überwinden, wenn es darum geht, eine möglichst effiziente Bewirtschaftung der Felder und Produktion zu erzielen. Der Verzicht auf Spritzgifte und Pestizide stellt eine große Herausforderung dar, wenn ein Feld beispielsweise von Schädlingen befallen wird. Wenn es dazu kommt, kann man nur hoffen, dass ein Schwarm Marienkäfer vorbeikommt und den Angriff „abwehrt“.
– In der Biolandwirtschaft kann ein Schwein, eine Kuh oder auch ein Getreidefeld bei weitem nicht so viel Leistung bringen wie bei der konventionellen Bewirtschaftungsform. Wir nehmen diesen Nachteil in Kauf, um der Biodiversität und der Natur Raum zu geben, und das ist für mich auch in Ordnung so, betont der Landwirt.
Warum Bio wählen?
Wer sich als Verbraucher nicht sicher ist, warum man sich für Bioprodukte entscheiden sollte, dem wird diese Betrachtung Jesper Adlers vielleicht den letzten Schubs in Richtung grüner Produkte geben.
– Die Ökophilosophie ist eine Bewegung, die es schon seit vielen Jahren gibt. Ich behaupte nicht, dass wir die endgültige Formel dafür haben, wie die ökologische Landwirtschaft auszusehen hat, oder wie wir möglichst viel Biodiversität in unsere Produktion integrieren können. Aber ich spüre, dass es mir und meinen Kollegen zunehmend besser gelingt, und wer etwas für die Vielfalt der Natur und die Gesundheit tun möchte, sollte Bioprodukte kaufen, erklärt er.